Drucksache - 2016/BM/076  

Betreff: Grundsatzbeschluss zur Vorbereitung und Durchführung eines Bürgerentscheids - herbeigeführt durch Vertreterbegehren - für das Projekt Ikareum
Status:öffentlichDrucksache-Art:Beschlussvorlage
Unterzeichner FB/SG:1.
2. Andreas Brüsch Bürgervorsteher
Federführend:Bürgermeister Bearbeiter/-in: Bothmann, Sybille
Beratungsfolge:
Stadtvertretung der Hansestadt Anklam Entscheidung
08.12.2016 
Sitzung der Stadtvertretung der Hansestadt Anklam abgelehnt   

Beschlussvorschlag:

 

Die Stadtverwaltung Anklam wird beauftragt, alle erforderlichen Schritte zur Vorbereitung und Durchführung eines Bürgerentscheids, herbeigeführt durch Vertreterbegehren, einzuleiten, um den dazu erforderlichen Beschluss der Stadtvertretung der Hansestadt in der ersten Sitzung des neuen Jahres am 02.02.2017 fassen zu können.

 


Sachdarstellung:

 

„Ziel der Hansestadt Anklam ist es die Nikolaikirche als ein besonderes Denkmal im Zentrum der Stadt zu neuem Leben zu erwecken.

Bereits jetzt ist das Baudenkmal Bestandteil der Europäischen Route der Backsteingotik und schon damit ein Objekt von internationaler Bedeutung. Gleichzeitig verweist es auf die hanseatische Geschichte der Stadt und wirkte jahrhundertelang mit seinem 103 m hohen Turm als Seezeichen und Wahrzeichen der Region.

Die Hansestadt Anklam bekennt sich mit dem Vorhaben zum Denkmal und beabsichtigt mit der Revitalisierung einerseits das Baudenkmal erlebbar zu machen und andererseits dem vorhandenen Otto-Lilienthal-Museum (Blaubucheinrichtung) eine neue Wirkungsstätte im Zentrum der Stadt zu geben. Mit der Ertüchtigung des Turmhelmes wird nicht nur die luftige Höhe im Sinne Lilienthals als Erfinder des Menschenfluges nachvollziehbar, sondern der Stadtsilhouette sowie der Region der ehemals höchste Punkt zurückgegeben.

Höchste Priorität hat bei dem gesamten Projekt der Einklang mit den Anforderungen des Denkmalschutzes bei der Planung und Ausführung im Sinne anerkannter denkmalpflegerischer Maßnahmen bei der Substanzerhaltung und Restaurierung. Die Größe und Würde des Bauwerkes soll wieder sichtbar werden, ebenso soll die vorhandene wertvolle Bausubstanz in ihrem fragmentarischen Charakter als Exponat in einer einzigartigen Erlebbarkeit und Nähe erkennbar werden. Dabei werden die Bestandteile Denkmal und Museum in einer symbiotischen Einheit verflochten.

Mit der Verlagerung des Museums in die Taufkirche Lilienthals wird der Persönlichkeit und der internationalen Bedeutung seines Lebenswerkes ein angemessener Raum gegeben.
Das Vorhaben steht im Kontext mit dem Stadtumbau in der Altstadt und reiht sich als „Museum im Denkmal“ in die international bedeutsame Denkmal- und Museumslandschaft ein. Mit der Revitalisierung der Nikolaikirche erhält die Kulturlandschaft Norddeutschlands einen weiteren Höhepunkt…“

 

Mit diesen oder vergleichbaren Worten wirbt die Hansestadt Anklam in allen politischen und gesellschaftlichen Bereichen um das Vorhaben, dass nach der Wende das wohl bedeutendste Vorhaben der Hansestadt Anklam ist.

Dazu gehören einerseits intensivste Gespräche zur Mittelakquise zur Umsetzung andererseits aber auch die positive Beeinflussung des Stadtimages bis hin zur deutlichen Steigerung der Identität der Bürger mit Ihrer neuen Stadt.

 

Die Basis für die Bemühungen um dieses Projekt sind u.a. folgende, durch die Beschlüsse der Stadtvertretung initiierten, Meilensteine des Projektes:

  • 2004Erbbaupachtvertrag mit der  evangelischen Kirchengemeinde (100 Jahre mit
    Verlängerungsoption 50+)
  • 2006 Anklam gibt Machbarkeitsstudie, zur Auslotung der Möglichkeiten des
    Wiederaufbaus, in Auftrag
  • 2007Stadtvertretung beschließt die weitest gehende und kostenintensivste

Variante 4/Ikareum, die die Vorteile aller vorgeschlagenen Varianten der               anzustrebenden künftigen Nutzung vereint, und beauftragt die Verwaltung mit der               Fortschreibung, Kostenplanung und Prüfung von Finanzierungsmöglichkeiten

  • 2011Stadtvertretung beschließt das Konzept „Exposé zum Projekt Ikareum in der
    Nikolaikirche Anklam“ als Grundsatz­entscheidung für den Wiederaufbau und               künftige Nutzung und beauftragt die Verwaltung auf dieser Grundlage Förder-               und Drittmittel zur Umsetzung einzuwerben
  • 2012/13   Stadtvertretung bewilligt Mittel im HH für die Fortschreibung und Prüfung des o.g. Konzeptes durch eine „Konzept- und Machbarkeitsstudie“ durch ein               in ähnlichen Projekten erfahrenes Fremdunternehmen
  • 2014/15   Stadtvertretung stellt HH-Mitteln für die Bestellung eines Projektmanagers               bereit
  • 2016Stadtvertretung verabschiedet das Gesamtkonzept zur Revitalisierung der               Nikolaikirche Anklam zum Ikareum – Lilienthal Flight Museum und               beauftragt die Verwaltung das Projekt auf der Grundlage des               Gesamtkonzeptes in erforderlichem Maße weiterzuentwickeln, um Förder- bzw.               Drittmittel einzuwerben, erforderliche Eigenmittel im Haushalt der Hansestadt               Anklam darzustellen und die Realisierung des Projektes in Abhängigkeit von der               Gesamtfinanzierung weiter voranzutreiben

 

Die mit dem Projekt Ikareum der Hansestadt Anklam eröffneten Perspektiven – auch im Zusammenhang mit dem begonnenen Stadtumbau - finden aus Sicht des Bürgervorstehers, des Bürgermeisters und der Verwaltung eine breite Zustimmung in der Öffentlichkeit. Darüber hinaus gibt es mehr als nur Wohlwollen in Kreisen der Regierungen auf Landes – und Bundesebene.

 

Allerdings erweckt sich der Eindruck, dass das Projekt Ikareum zum Spielball bei der Austragung des politischen Wahlkampfes zwischen den demokratischen Parteien vor dem Hintergrund der Bundestagswahl wird.

Scheinbar schrecken gewählte politische Vertreter nicht einmal davor zurück, richtungsweisende und zukunftsentscheidende Projekte für zukünftige Generationen zu opfern, nur, weil anderen möglicher Weise der Erfolg nicht gegönnt wird.

Der öffentliche Schlagabtausch und die Verbreitung von Un- bzw. Halbwahrheiten unterstreichen diese Wahrnehmung zudem.

 

Der Bürgervorsteher und der Bürgermeister möchten mit der Durchführung eines Bürgerentscheids erstmals in der jüngsten Geschichte der Stadt die Entscheidung denen überlassen, für deren Zukunft das Ikareum von Bedeutung sein wird.

Sie möchten die Gelegenheit nutzen, insbesondere in der Vorbereitungsphase - eine sachliche Aufklärungsarbeit zu leisten, die den Bürgern aber auch den Politikern die Möglichkeit gibt unter Abwägung aller transparent darzustellenden Vorteilen aber auch Risiken eine Entscheidung für Anklam zu treffen.

 

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

Die Kosten liegen bei (geschätzt) 8.000 – 10.000 EURO.

 

 


Anlagen: